Theoriecurriculum

a) Aufbau

Die im Folgenden aufgeführten Inhalte der Theorieausbildung werden auf drei Ausbildungsjahre aufgeteilt.

Der Veranstaltungsplan des ersten Ausbildungsjahres ist direkt abgestimmt auf die Anforderungen der in diesem Zeitraum parallel erfolgenden Praktischen Tätigkeit in den Kooperationskliniken, vor allem in der Psychiatrie. Nach einer Einführung in die Arbeitsweise der Verhaltenstherapie (Grundlagen, Therapieplanung, Verhaltensanalyse und Gesprächsführung) und Grundlagen psychiatrischer Arbeit (Psychopharmakotherapie, Erhebung des psychopathologischen Befundes) werden die Teilnehmer insbesondere auf den versierten Umgang mit verhaltenstherapeutischen Standardtechniken (z.B. Techniken für Exposition, Achtsamkeit, Rollenspiel, Krisenintervention, kognitive Umstrukturierung und Skillstraining) vorbereitet.

Schwerpunkte des zweiten und dritten Ausbildungsjahres bilden praxisvorbereitende Workshops zur Behandlung der häufigsten Störungsbilder (z.B. Depressionen, Angststörungen, Zwänge, somatoforme Störungen, Suchterkrankungen, Essstörungen, Borderlinestörungen, …), zu aktuellen emotionsbezogenen Behandlungsansätzen (z.B. Dialektisch-Behaviorale Therapie, Metakognitive Therapie, CBASP, ACT) und zu komorbiden Störungen (Persönlichkeitsstörungen).

Wenige Monate vor dem Staatsexamen werden in einer gesonderten Vorbereitungswoche die schriftliche sowie die mündliche Prüfung direkt geübt.

b) Inhalt

Auf die Unterrichtsform „Vorlesungen“ wird gänzlich verzichtet. Stattdessen werden theoriefundierte und praxisvorbereitende Werkstattkurse durchgeführt. Diese sind grundsätzlich so aufgebaut, dass nach einem therapie-und grundlagentheoretischen Einführungsteil durch die Seminarleiter anschauliche Anwendungsbeispiele zum Thema geboten werden. Schließlich verhelfen sie den Teilnehmern zu einem ersten praktischen Üben. Beispielsweise demonstriert der Dozent im Seminar zur Behandlung sozialer Phobien das Vorgehen des Aufmerksamkeitstrainings oder der Verhaltensexperimente. Anschließend trainiert er die Teilnehmer in Kleingruppen beim ersten Ausprobieren einzelner Techniken. Eine Ausdifferenzierung der therapeutischen Handlungskompetenzen erfolgt im stationären und ambulanten klinischen Setting, sowie im Rahmen der Supervision. Eine Vertiefung der vorgestellten Theorieinhalte wird über das Bearbeiten der ausgegebenen Skripte sowie durch eigenständiges Literaturstudium ermöglicht.

  1. Einführung in die Psychotherapie
    • Einführung in die Ausbildung
    • Überblick über Störungskonzepte der wissenschaftlich anerkannten Psychotherapieverfahren, differentielle Indikationsstellung
    • Lerntheoretische und sozialpsychologische Grundlagen der Verhaltenstherapie
    • Medizinische und psychopharmakologische Grundkenntnisse
    • Neuropsychologische Grundlagen
    • Methoden und Erkenntnisse der Psychotherapieforschung, relevante Aspekte der Entwicklungs-, Sozial- und Persönlichkeitspsychologie
  2. Diagnostik
    • Differentialdiagnostik und Indikationsstellung
    • Methoden der Selbst- und Fremdbeobachtung
    • Diagnostische Interviewmethoden und Testverfahren
    • Erhebung eines psychopathologischen Befundes
  3. Gesprächsführung
    • Erstgespräch und Anamneseerhebung
    • Motivationsstrategien
    • Standardsituationen der Gesprächsführung
    • Krisenintervention
  4. Der Therapieprozess
    • Fallkonzeptualisierung
    • Phasenmodell der Therapie
    • Horizontale und Vertikale Verhaltensanalyse
    • Zielanalyse
    • Therapieplanung
  5. Behandlungskonzepte und -techniken
    • Verhaltenstherapeutische Standardtechniken und Methoden
      (zum Beispiel Stimuluskontrolle, Expositionstechniken, verhaltenseinübende Trainings, kognitive Techniken, Achtsamkeitstechniken, Selbstmanagementkonzepte, Imaginationsmethoden, ... )
    • Außerdem Grundlagen und Methoden von angrenzenden Methoden wie bspw.:
    • Kognitive und Klärungsorientierte Psychotherapie
    • Dialektisch-Behaviorale Therapie (DBT)
    • Metakognitive Therapie (MCT)
    • Cognitive Behavioral Analysis System (CBASP)
    • Akzeptanz-Commitement-Therapie (ACT)
    • Biofeedback
    • Neuropsychologie
    • Präventions- und Rehabilitationskonzepte
    • und weitere verhaltenstherapeutisch nutzbare Psychotherapiekonzepte
  6. Indikationsbereiche*
    • Depressive Störungen
    • Angststörungen
    • Zwangsstörungen
    • Abhängigkeitserkrankungen
    • Somatoforme Störungen
    • Schizophrenie und affektive Psychosen
    • Essstörungen
    • Sexuelle Funktionsstörungen
    • Neuropsychologische Störungsbilder
    • Persönlichkeitsstörungen
    • Posttraumatische Belastungsstörungen
    • Spezielle Störungen im Kindes- und Jugendalter
    • Fakultative Indikationsbereiche:
    • Deviantes Sexualverhalten
    • Bewältigung chronischer Krankheiten
    • Schlafstörungen
    • Pathologische Trauerreaktion
  7. Spezielle Therapiesettings
    • Einführung in spezielle verhaltenstherapeutische Konzepte:
    • VT bei Kindern und Jugendlichen
    • Paartherapie
    • Gruppentherapie:
    • Interaktionelle Gruppentherapie
    • Psychoedukative Gruppentherapie
    • Familientherapie
  8. Therapeuten-Patienten-Beziehung
    • Interaktionsanalyse
    • Motivationsanalyse
    • Analyse der Entscheidungsprozesse des Therapeuten
  9. Dokumentation und Evaluation von psychotherapeutischen Behandlungen
    • Methoden zur Qualitätssicherung, Messung der Prozess- und Ergebnisqualität
    • Falldokumentation
  10. Rahmenbedingungen der psychotherapeutischen Tätigkeit
    • Berufsethik und Berufsrecht
    • Antragsverfahren
    • Medizinische und psychosoziale Versorgungssysteme
    • Kooperation mit Ärzten und anderen Berufsgruppen

* Die unter Punkt 6 aufgeführten Indikationsbereiche bilden das Herzstück der vertieften Ausbildung für die Verhaltenstherapie. Hier werden die indizierten Behandlungskonzepte gelernt und deren Anwendung in praktischen Übungen vorbereitet. Die Supervision dient im Rahmen der Praktischen Ausbildung dazu, die Teilnehmer dabei anzuleiten und zu unterstützen, die jeweils indizierten Behandlungskonzepte in die konkrete Behandlungspraxis zu übertragen.